Das Jahr der Schwalbe

1974 ernannte der Vorgänger des NABU, der DBV, die Mehlschwalbe zum Vogel des Jahres. 

Ausgerechnet in diesem Jahr erlebten die Vögel auf ihrem Zug in den Süden eine böse Überraschung. Die aus dem Norden kommenden Schwalben gerieten in eine Schlechtwetterfront mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Eine Änderung der Wetterlage war nicht abzusehen.

Insekten, die die Hauptnahrung der Schwalben sind, werden im Flug erbeutet. Bei Regen und tiefen Temperaturen sind diese aber nicht aktiv. So kam es, dass die Schwalben hungern mussten und ihre Energiereserven aufbrauchten. Sie suchten Schutz vor der Kälte unter Brücken und in alten Gebäuden.

Mehlschwalben am Nest
Foto: Ruth Ortwein

Um ein Massensterben zu vermeiden, entschied der DBV die Tiere einzufangen und auf anderem Wege in den Süden zu bringen.

Engagierte Vereinsmitglieder unserer Ortsgruppe zogen 16 Mal mit Fangnetzen und Schuhkartons aus. 408 Mehl- und 111 Rauchschwalben fingen sie ein. Diese wurden gefüttert und am folgenden Tag zum Frankfurter Flughafen gebracht.

Rund 30 000 Schwalben traten von Frankfurt aus mit Chartermaschinen ihre Reise in den Süden an.  Insgesamt sollen deutschlandweit etwa 450 000 Tiere nach Mallorca, Südfrankreich, Tunesien und Italien geflogen worden und damit dem Hungertod entkommen sein.